Der Farbwinkel definiert den Farbton “Hue”

Fotoaufnahmen unterschiedlicher Fotosessions, verschiedener Fotografen und variierender Fotohardware wirken ohne Angleichung von Farbe, Sättigung und Helligkeit in der Regel uneinheitlich. Werden Motive zudem bei wechselnden Lichtverhältnissen fotografiert (Tageslicht, Kunstlicht, Mischlicht, Gegenlicht etc.), sind Anpassungen unumgänglich. Welche Toleranzen sind bei Farbanpassungen erlaubt? Wie werden Farbanpassungen definiert und welche Festlegungen müssen getroffen werden, wenn Farbkoordinaten eines Quellprofils außerhalb des Farbraumes des Zielprofils liegen?

Fertigungsprozesse unterliegen ausnahmslos einer Fülle von Einflüssen, die unvermeidbare Abweichungen einzelner Produkte, Chargen, Serien etc. von vereinbarten Vorgaben verursachen bzw. Schwankungen innerhalb einer gefertigten Produktserie zur Folge haben. Solche Prozesseinflüsse können systematischer oder zufälliger Natur sein und beruhen auf einer Vielzahl von Ursachen.

Das menschliche Auge nimmt Helligkeiten nicht gleichmäßig wahr. Die empfundene Helligkeit steigt in dunklen Bereichen steiler und in hellen weniger steil an. Zielgruppengerechte Farbgestaltung ist daher von besonderer Bedeutung. Je nach Verarbeitungsprozess existieren eine Vielzahl unterschiedlicher Workflows, sowohl im Prepress-Bereich (der Druckvorstufe) als auch in einer anschließenden Vervielfältigung (Press, Online). Ein linearer Workflow sorgt für eine einheitliche und konstante Beziehung zwischen digitalen Farbwerten und Lichtintensitäten bei Texturen, Auswahl von Oberflächenfarben, Beleuchtung und Bildkomposition.

In der Qualitätssicherung werden die Gründe für Abweichungen und Schwankungen (Größe des Toleranzraumes) häufig durch die sogenannten „Fünf M“ beschrieben: Mensch, Maschine, Material, Methode und Mitwelt. Die exakte Reproduktion vorgegebener Färbungswerte und eine definierte Tonwertübertragung sind dabei nur zwei von vielen Kriterien, die bei einer Auswahlentscheidung eine wichtige Rolle spielen. Unvermeidbare Abweichungen und Schwankungen erfordern Produktionstoleranzen.

In der Druckvorstufe (Prepress) sind Druckvorlagen, bestehend aus Bildern und Texten, nach bestimmten Methoden und Regeln zu bearbeiten, die einem Prozessstandard und damit einer bestimmten Reihenfolge und Bedeutung im Prozessablauf unterliegen. Für die digitale Verwendung im Internet (Online), gelten andere Voraussetzungen. Für die Arbeitsweise entscheidend ist immer das vom Auftraggeber gewünschte Ergebnis und der im Verarbeitungsprozess vorherrschende Workflow.

Eine Klassifizierung der Farben von RGB-Koordinaten ist nach Farbton (Buntton), Sättigung (Buntheit) und Helligkeit möglich und ermöglicht eine Umrechnung von RGB in empfindungsgemäße Koordinaten (HSB / HSL-Systeme). Bildauflösungen hängen vom Gesamtpixelumfang (Breite x Höhe) ab. Aus diesem Pixelwert lassen sich maximale Endformate berechnen.

Die Fragestellung:
Handelt es sich bei den Fotografien um druckfähige Fotodateien für die Online- und Printnutzung? Wurden die Fotodateien aus unterschiedlichen Fotosessions im Farbton angepasst?

Auftraggeber:
Amtsgericht; (Gerichtsgutachten im Zivilverfahren)